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Benjamin Netanjahu: Kindermörder und Kriegsverbrecher?

Seit dem abscheulichen Überfall der Hamas und anderer extremistischer Gruppierungen am 7. Oktober 2023 auf Israel mit mehr als 1.200 Toten und über 200 Geiseln metzelte die israelische Armee bis heute mehr als 59.000 Menschen – alleine im Gazastreifen –, davon die Hälfte Frauen und Kinder – ein Kriegsverbrechen.
Es stellt sich hier die Frage, ob die Soldaten durch Drogen enthemmt werden.

Mit fadenscheinigen Argumenten verhindert Netanjahu Lebensmittellieferungen, so dass die Bevölkerung inzwischen stark unterernährt ist, es fehlt an allem, Kinder sterben. Hunger als Waffe? Seit Kriegsbeginn sind bereits 101 Menschen an Hunger gestorben, davon in den vergangenen 24 Stunden vier Kinder. Das ist kaum zu ertragen und wäre wohl ein weiteres Kriegsverbrechen. Angeblich sei Israel für die Hungersnot nicht verantwortlich, so die Regierung.
Die Lebensmittelausgabestellen der Stiftung GHF werden laut dem Leiter des UN-Hilfswerks für Palästinenser (UNRWA), Lazarrini, zu Todesfallen, weil Heckenschützen – mutmaßlich auch israelische Soldaten – willkürlich auf die hungernden Menschen schießen, ohne dass sie eine Strafverfolgung befürchten müssten. Die Armee erklärt stets, nur Warnschüsse abgegeben zu haben. Das ist zynisch. Inzwischen wurden an den Ausgabestellen für humanitäre Hilfsgüter 766 Menschen gekillt, in der Nähe von Hilfskonvois weitere 288. Das gezielte Töten von Zivilpersonen, die täglichen Massaker sind: ja, wieder Kriegsverbrechen.

Inzwischen gibt es im Gazastreifen kein umfänglich funktionierendes Krankenhaus mehr und somit nur eine marginale medizinische Versorgung – wenn überhaupt.

Der Zugang zum Meer ist gesperrt – fischen und baden verboten, das Meer sei Kampfgebiet, so argumentiert die Armee. Wer es trotzdem versucht, muss mit seiner Erschießung rechnen.

Netanjahu lässt den Gazastreifen von seiner Luftwaffe und Bulldozern planieren. Häuser und Infrastruktur werden systematisch zerstört. Das ist ein Kriegsverbrechen.

Die Menschen im Gazastreifen leben in einem permanenten Zustand der Flucht und Vertreibung, müssen ihre Häuser verlassen und werden in Zeltstädte gepfercht – ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Bevölkerung wird auf immer engerem Raum zusammengedrängt, „was an ein Konzentrationslager erinnere“ (Ehud Olmert). Netanjahu träumt bereits von Umsiedlung. Auch das wäre ein Kriegsverbrechen.

Währenddessen errichten militante Siedler unter Beifall aus der ultrarechten Regierung – zu nennen wären hier die beiden „Scharfmacher“ Itamar Ben-Vir und Bezalel Smotrich – im Westjordanland neue Siedlungen, rauben palästinensisches Land, zerstören die Lebensgrundlagen der dort lebenden Menschen und verjagen sie. Das ist völkerrechtswidrig.

Der ehemalige israelische Ministerpräsident Ehud Olmert verurteilt die Kriegsführung Netanjahus als „illegalen Krieg“, der nur dessen persönlichen politischen Interessen dient und wertet ihn als „Verbrechen gegen den Staat Israel und das israelische Volk“. Netanjahu gehöre nicht in Den Haag, sondern in Israel vor Gericht gestellt.

Quellen: ARD, ZDF, SZ, Spiegel

Foto: Avi Ohayon / Government Press Office of Israel, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=128577654


UPDATES

28. Juli 2025:

Die beiden israelischen Menschenrechtsorganisationen B’Tselem und Ärzte für Menschenrechte werfen in ihren beiden veröffentlichten Berichten als erste israelische Nichtregierungsorganisationen der Regierung von Benjamin Netanjahu vor: „Israel begeht einen Genozid an den Palästinensern“.

In den vergangenen 24 Stunden sind der Gesundheitsbehörde im Gazastreifen zufolge mindestens 14 Menschen an Hunger und Unterernährung gestorben. Damit erhöht sich die Zahl der Hungertoten seit Kriegsbeginn auf 147, darunter 89 Kinder.


1. August 2025:

Nach UN-Angaben wurden seit Ende Mai bei der Suche nach Nahrungsmitteln 1.300 Menschen getötet. 859 starben in der Nähe von GHF-Standorten, teilte das Büro des Hohen Kommissars für Menschenrechte mit. 514 weitere Menschen wurden entlang der Routen von Lebensmitteltransporten getötet. Die israelische Armee sei verantwortlich für die Tötung eines Großteils von ihnen, meldet das UN-Büro.


3. August 2025:

Gaza ist seit Kriegsbeginn für ausländische Reporter gesperrt. Nach Angaben des Komitees zum Schutz von Journalisten wurden bisher 186 Medienschaffende aus Gaza getötet.

Es gelangen nun Heidi Levine, Fotoreporterin der US-Zeitung Washington Post, während zweier Hilfsflüge der jordanischen Luftwaffe Fotos und Videos, die das Ausmaß der Zerstörung und Vertreibung im Gazastreifen dokumentieren. Die Aufnahmen wurden in einer Foto- und Videostrecke (siehe hier) veröffentlicht.

Der Guardian berichtet unter Berufung auf die Konfliktbeobachtungsstelle „Action on Armed Violence“ (AOAV), dass seit Beginn des Gazakrieges nahezu neun von zehn israelischen Militärermittlungen wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen oder Übergriffe durch Soldaten entweder ohne Schuldzuweisung abgeschlossen würden oder ohne Ergebnis blieben.
Dazu zählen, so die AOAV, die Tötung von 112 für Mehl anstehenden Menschen in Gaza-Stadt im Februar 2024, sowie im Mai 2024 ein Luftangriff mit 45 in einem Feuerinferno umgekommenen Menschen in einem Zeltlager in Rafah. Weiter wurden bei einem ungeklärten Ereignis am 1. Juni 31 Palästinenser getötet, die unterwegs zu einem Lebensmittelausgabepunkt in Rafah waren.
Die AOAV vermutet, Israel versuche ein „Muster der Straflosigkeit“ zu etablieren, indem es die größte Zahl der schwerwiegendsten bzw. in der Öffentlichkeit wirksamsten Vorwürfe gegen seine Armee offen lässt oder ohne Verurteilung der Schuldigen beendet.


4. August 2025:

Mit einem Videoaufruf haben sich insgesamt 19 ehemalige Sicherheitschefs mit Nachdruck für ein Ende des Gazakrieges ausgesprochen, darunter der ehemalige Chef des Inlandsgeheimdienstes Shin Bet, Ami Ajalon, der ehemalige Generalstabschef und Premier Ehud Barak, die ehemaligen Generalstabschefs Mosche Jaalon und Dan Chalutz sowie drei ehemalige Chefs des Auslandsgeheimdienstes Mossad. Israel werde von einer fundalistischen, extremistischen Regierung angeführt, die keinen Rückhalt einer Mehrheit habe. Der Krieg würde nur noch aus politischen Gründen fortgesetzt. Die Hamas stelle keine strategische Gefahr mehr für Israel dar, alle 50 Geiseln müssten in einem Schritt zurückgeführt werden.

Währenddessen kündigt Netanjahu mit Unterstützung der Ultrarechten seiner Koalition eine Ausweitung des Krieges an, dabei hält die Armee bereits drei Viertel des Gazastreifens besetzt.


7. August 2025:

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO hat die Unterernährung bei Kindern im Gazastreifen einen neuen Höchststand erreicht. Fast 12.000 Kinder unter fünf Jahren wurden als akut unterernährt eingestuft, der höchste bisher verzeichnete Monatswert, 2.500 davon gelten als schwer unterernährt.


8. August 2025:

Der Ex-Parlamentssprecher Israels, Avraham Burg, rief Jüdinnen und Juden in aller Welt auf, Israel beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag auf Verbrechen gegen die Menschlichkeit „unter der falschen Flagge unserer jüdischen Identität“ zu verklagen. Israel würde unter dem Deckmantel des Judentums Kriegsverbrechen begehen.

Die Führung Israels hat eine Ausweitung der Kämpfe und die Einnahme von Gaza-Stadt beschlossen. Oppositionsführer Jair Lapid bezeichnete das als „Katastrophe“, die „zu vielen weiteren Katastrophen“ führen wird.


10. August 2025:

Trotz massiver Kritik des UN-Sicherheitsrates an Israels Festhalten am Vorhaben der Ausweitung des Militäreinsatzes im Gazastreifens, möchte Netanjahu davon nicht abweichen. „Unser Ziel ist nicht, Gaza zu besetzen, unser Ziel ist, Gaza zu befreien“, postuliert Netanjahu. Für ihn bedeutet die Kritik am israelischen Vorgehen eine „globale Lügenkampagne“ – Belege dafür kann er nicht vorzuweisen.
Was meint er mit „Gaza befreien“? Befreien von den Palästinensern?


  1. August 2025:

Mit einem gezielten Angriff hat die israelische Armee aus der Luft ein Journalistenzelt beschossen und sechs Reporter – vier davon arbeiteten für den Sender Al Jazeera – getötet, was weltweit Entsetzen auslöste und als einen schweren Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht verurteilt wird. Wieder behauptet die Armee, es hätte sich um Mitglieder einer Terrorzelle der islamistischen Hamas gehandelt, ohne Beweise dafür vorlegen zu können. Der Deutsche Journalisten-Verband wirft den Verantwortlichen vor, sie würden gezielt Jagd auf Journalisten machen. Das Büro für Menschenrechte der UN verweist darauf, dass in Gaza seit dem 7. Oktober 2025 mindestens 242 palästinensische Journalisten getötet worden seien.


  1. August 2025:

Netanjahu möchte vor der Ausweitung der Militäroffensive den Menschen das Verlassen einiger der am dichtesten besiedelten Gebiete im Gazastreifen gestatten. Man müsse ihnen die Möglichkeit geben, zu gehen, sagte er dem israelischen Fernsehsender i24, aus den Kampfgebieten zuerst, und dann – wenn gewünscht – auch aus dem Gazastreifen. Er bezeichnet das als „freiwillige Migration“, Kritiker sehen darin eine ethnische Säuberung. Bei Angiffen im Gazastreifen sind nach Angabe medizinischer Kreise heute mindestens 89 Palästinenser, darunter Frauen und Kinder, getötet worden, davon die Hälfte in Gaza-Stadt.

Chistopher Luxon, neuseeländischer Ministerpräsident, verurteilt die jüngsten Angriffe im Gazastreifen als völlig inakzeptabel. Über Netanjahu sagte er vor Journalisten: „Ich denke, er hat den Verstand verloren“.


25. August 2025:

Das oberste Geschoss des Nasser-Krankenhauses – das einzige verbliebene Hospital in Chan Junis – wurde vormittags von der israelischen Armee beschossen. Menschen können sich auf eine Freitreppe retten und werden unter zahlreichen Zeugen bei einem offenbar gezielten zweiten Beschuss getötet. Unter den 20 Getöteten sind neben Rettungskräften wieder fünf palästinensische, gut als solche gekennzeichnet gewesene Journalisten – vier Männer und eine Frau namens Mariam Abu Dagga, welche auch Mutter gewesen sei –, die für internationale Agenturen wie Reuters und AP gearbeitet hatten. Angeblich seien unter den Journalisten Mitglieder der Hamas gewesen. Laut Chefin des Kommitees zum Schutz für Journalisten (CPJ) in New York, konnte Israel bisher keinen Beweis vorlegen, der diesen Vorwurf untermauert. Die Armee will den Vorfall prüfen, Netanjahu spricht später von einem „tragischen Missgeschick“. Kriegsverbrechen?


  1. August 2025:

Bei israelischen Angriffen sollen laut palästinensischen Angaben 16 Menschen getötet worden sein – darunter Kinder, wie Vertreter der Krankenhäuser Nasser, Schifa und Scheich Radwan erklärten. Das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium gab bekannt, dass drei weitere Erwachsene verhungert sind. Seit Juni starben demnach in dieser Altersgruppe 186 Menschen wegen Unterernährung. Inzwischen erklärte die israelische Armee, der gestrige Beschuss des Nasser-Krankenhauses mit 20 Toten sei wegen einer angeblich dort stationierten Hamas-Kamera erfolgt.


  1. August 2025

Der Angriff auf das Nasser-Krankenhaus erfolgte – wie die vielen Videos beweisen – nach der „Double Tap“-Methode: Die erste Rakete auf das Ziel, die zweite kurz darauf auf die Rettungskräfte und/oder Angehörigen. Diese Taktik wird von Terroristen sowie den Russen im Ukraine-Krieg angewandt, und laut Recherchen des israelischen Onlinemagazins +972 inzwischen auch von der israelischen Armee, die nach Bombenangriffen, so das Magazin im Juli, regelmäßig die darauf eintreffenden Helfer beschießt, um die Rettung der Verwundeten zu verhindern, was wiederum ein Kriegsverbrechen sein dürfte. Zwei weitere Menschen sind inzwischen nach dem Angriff auf das Nasser-Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen. Somit steigt die Zahl der getöteten Zivilisten auf 22.


  1. August 2025:

Das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium meldete mehr als 63.000 in Gaza getötete Palästinenser (Zivilisten und militante). Das Ministerium gilt laut UN als zuverlässigste Quelle für Opferzahlen im Gazastreifen. Israel erklärte Gaza-Stadt nun zum Kampfgebiet, obgleich dort noch ca. 1 Million Menschen leben.

Vergangenen Dienstag wurde ein gut als solches gekennzeichnetes Journalistenteam der Deutschen Welle bei Dreharbeiten in Ramallah vom israelischen Militär mit vorgehaltener Waffe bedroht und dann mit Tränengas beschossen. Dies wurde per Video dokumentiert und ist auf Youtube ab 2 min. 30 sek. zu sehen.

Zum Video des attackierten Teams der Deutschen Welle (DW) (hier)

Weitere Filme der DW auf Youtube zur Gewalt im Westjordanland (hier)


8. September 2025:

Netajahu will mit seiner Bodenoffensive in Gaza-Stadt beginnen und hat bereits vier Hochhäuser zerstören lassen – sie würden der Hamas als Überwachungsplattformen dienen. Die Menschen in Gaza-Stadt fordert er mit den Worten „Ich sage den Bewohnern von Gaza, ich nutze diese Gelegenheit und hören sie mir aufmerksam zu: Sie wurden gewarnt – gehen Sie jetzt!“ auf, die Stadt zu verlassen nach Al-Mawasi, einer „humanitären Zone“, die jedoch jetzt schon hoffnungslos überfüllt ist. Auf ca. neun Quadratkilometern halten sich dort laut UN 425.000 Menschen auf.

Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtet von 40 Toten seit dem Morgen. Medizinische Kreise bestätigen alleine 25 Menschen, die in Gaza-Stadt getötet wurden. Auch wurden nach Armeeangaben im nördlichen Gaza-Streifen vier israelische Soldaten bei einem Gefecht erschossen. Im Westjordanland starben durch Schüsse der israelische Armee zwei 14-jährige Jungen.

Laut Oppositionsführer Jair Lapid hintertreibt die Regierung von Ministerpräsident Netanjahu die diplomatischen Bemühungen um ein Ende des Krieges. Die Vermittlerstaaten USA, Katar und Ägypten sollen Lapid gegenüber ihr Unverständnis geäußert haben, dass sie von Israel auf ihre wegen der geplanten Gaza-Offensive verstärkten Bemühungen schlicht keinerlei Antwort erhalten hätten.

Israels rechtsextremer Finanzminister Bezalel Smotrich hatte vergangene Woche erklärt, er wolle 82 Prozent des Westjordanlandes annektieren, was heftige Reaktionen von Jordanien und den Vereinigten Arabischen Emiraten hervorrief. Eine Annektion sei eine rote Linie.


9. September 2025:

Die Mutter einer männlichen Geisel, welche noch am Leben geglaubt wird im Gaza-Streifen, sagt über den Luftangriff Israels in Doha/Katar auf die Hamas-Verhandlungsdelegation mit sechs Toten, Netanjahu versuche nun auf jeglichem Weg, den Verhandlungen ein Ende zu bereiten und dafür zu sorgen, dass ein Deal nicht zustande kommt.


10. September 2025:

Benjamin Netanjahu: „Ich habe vor einigen Tagen versprochen, dass wir die Terrortürme in Gaza zerstören werden – und genau das tun wir. Dies alles ist nur der Auftakt zum mächtigen Hauptakt, ein Bodenmanöver unserer Streitkräfte, die sich aufstellen und organisieren.“

Netanjahus Vorgehen im Gazastreifen ist nicht verhältnismäßig. Israel verletzt das Völkerrecht mit den Zerstörungen der Infrastruktur wie Wohnhäusern in Gaza und auch mit der dauerhaften Vertreibung der Bewohner von Gaza-Stadt. Es müsste Beweise vorlegen, dass die Zerstörung von Infrastruktur – auch die der sogenannten „Terrortürme“ – militärisch notwendig ist, aber die bleiben aus.

Lesen Sie auch den Kommentar von Bettina Meier – ARD Tel Aviv – unter dem Titel: „Angriff in Doha – Für die Macht riskiert Netanjahu alles“ (hier)


15. September 2025:

Trotz der heftigen Bombardements Israels halten sich in Gaza-Stadt noch immer zahlreiche Palästinenser auf. Viele Menschen können gar nicht in den Süden fliehen, weil ihnen die Möglichkeiten fehlen oder das notwendige Geld, um dort eine Unterkunft zu finden, so die UN. An der Grenze zum Gaza-Streifen warten Transporte mit 86.000 Zelten und Hilfsgütern, doch Israel erteilt keine Einfuhrgenehmigung.

Vergangenen Samstag wurden bei Luftangriffen nach Angaben des Al-Schifa-Krankenhauses 32 Menschen getötet, darunter zwölf Kinder. Eine Überprüfung der Angaben ist nicht möglich.

Laut dem Armeesprecher Avichay Adraee sollen bereits 250.000 Menschen Gaza-Stadt verlassen haben, die UN hingegen gehen von 100.000 Personen aus.

Sieben Menschen – so das Gesundheitsministerium – seien Samstag innerhalb von 24 Stunden an Mangelernährung gestorben. Seit Kriegsbeginn starben insgesamt 420 Menschen, darunter 145 Kinder an Mangelernährung. Das IPC erklärt für Teile des Gazastreifens eine Hungersnot, was von Israel nach wie vor bestritten wird.

Vergangene Nacht sollen etwa 20.000 Palästinenser Gaza-Stadt wegen besonders heftiger Angriffe verlassen haben. Wieder wurden viele Gebäude zerstört.

Irene Khan, Sonderberichterstatterin des Menschenrechtsrats für freie Meinungsäußerung und unabhängige vom Menschenrechtsrat berufene Expertin, wirft Israel die gezielte Tötung von Journalisten vor, um Gräueltaten zu vertuschen. 252 Reporterinnen und Reporter seien seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 im Gazastreifen getötet worden, „viele gezielt ausgewählt und getötet, weil sie sich dafür einsetzten, die Gräueltaten aufzudecken“, so Khan am Rande der Sitzung des Menschenrechtsrats.

Netanjahu warnt vor einer wachsenden Isolation Israels. Es sei zu befürchten, dass Israel in Zukunft besonders im Rüstungsbereich „blockiert“ werde, daher müsse es seine eigenen Waffen herstellen. „Wir sind Athen und Sparta“ … „wir werden Athen und Super-Sparta sein“, sagte er in Anspielung auf die militärisch geprägte Gesellschaft Spartas…


16. September 2025:

Unter scharfem internationalen Protest hat die israelische Armee die von Netanjahu befohlene Großoffensive mit Panzer- und Luftwaffenunterstützung begonnen. „Die Offensive wird eine bereits katastrophale Lage noch verschärfen“, so die EU. UN-Generalsekretär António Guterres prangert die neue Eskalation des Gazakriegs durch Israel mit scharfen Worten an. Was in Gaza passiert sei Gewalt, wie er sie in seiner neunjährigen Amtszeit als Generalsekretär in keinem Konflikt erlebt habe. „Die Wahrheit ist, dass dies moralisch, politisch und rechtlich unerträglich ist“, sagte Guterres. „Derzeit scheint Israel entschlossen, bis ans Ende zu gehen, und nicht offen für ernsthafte Verhandlungen über eine Waffenruhe zu sein.“

Netanjahu als oberster Kriegsherr – Armeechef, Opposition und große Teile der Bevölkerung Israels sind gegen die neue Offensive – zerstört weiter in großem Maße Wohnraum, sprengt Hochhäuser, die angeblich Scharfschützen der Hamas dienen sollen, wofür es keinerlei Belege gibt, verwüstet ganze Straßenzüge, als könne man militärisch eine Ideologie bekämpfen, denn die Hamas ist bereits besiegt. Alleine 450.000 Kinder sind durch die Großoffensive direkt gefährdet. Es gibt neben Gaza keinen Ort sonst auf der Welt, wo so viele Kinder mit fehlenden Gliedmaßen leben. Für alte oder schwache Menschen und solche mit Behinderung sowie jene, die das Geld für eine Flucht nicht aufbringen können, beginnt nun das Sterben.

Eine UN-Sonderkommission des UN-Menschenrechtsrat wirft Israel vor, im Gazastreifen einen Völkermord zu begehen. So erfülle das Vorgehen von Israel im Gazastreifen vier von fünf Tatbeständen eines Genozids. Das wäre ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, ein Kriegsverbrechen. Wer nicht gegen Israels Grausamkeit vorgeht, macht sich zum Mittäter. Die israelische Regierung weist die Genozidvorwürfe natürlich vehement zurück.

„Aus militärischer und politischer Perspektive gibt es keine Gründe für diese Offensive, die vertretbar wären. Sie gefährdet das Leben der Geiseln, sie ist aus humanitärer Perspektive nicht nachvollziehbar und sie dient auch nicht dem Ziel, die Hamas tatsächlich zu besiegen … Israel steht innenpolitisch mit einer Regierung da, die in Gaza auch noch weitergehende Ziele verfolgt“ (Stephan Stetter, Politikwissenschaftler Universität der Bundeswehr, München bei Tagesschau24).

„Man kann darüber spekulieren, was mit den Schrecklichkeiten erreicht werden soll und es scheint im Moment alles darauf hin zu laufen, dass unter dem Vorwand der Ausschaltung der Hamas-Infrastruktur tatsächlich eine Bevölkerungsverlagerung innerhalb des Gazastreifens insgesamt stattfinden soll, und vor allem auch aus Gaza-Stadt ein Großteil der Bevölkerung vertrieben werden soll. Wohin genau, bleibt offen. Das sind die kurzfristigen Fragen, die mittelfristigen sind die, was politisch damit die Regierung um Netanjahu erreichen will, der ja wie eben aufgezeigt unter innenpolitischem bzw. juristischem Druck steht und sich über eine Fortsetzung eines Krieges weiterhin im Amt halten kann, und die Fortsetzungsfrage muss die sein, wie das ganze dann weiter geht, denn es wird über kurz oder lang – und das sind dann eher die mittel- bis langfristigen Folgen – weitere Flüchtlingsbewegungen auslösen, wo Flüchtende dann irgenwo hin, denn in Gaza bleiben, wird über die nächste Zeit keine Option sein, geht nicht und dann ist die Frage, über welche Zwischenstationen anderer arabischer Länder die Flüchtlingswellen dann doch Europa erreichen, so dass man hierzulande gut tut, wenn man dafür schon jetzt Strategien entwickelt und nicht erst dann, wenn mehr oder weniger legale Flüchtlingsboote an Europas Küsten ankommen, denn dazu gehört nicht viel Blick in eine Glaskugel, das kann man jetzt schon absehen und darauf sich vorzubereiten, dazu wäre jetzt noch Zeit“ (Prof. Andreas Dittmann, Geograph und Konfliktforscher an der Universität Gießen bei Phoenix).


17. September 2025:

Die neue israelische Bodenoffensive wird vom Außenministerium von Katar als „Ausweitung des Völkermordkriegs“ scharf verurteilt. Beim Vorgehen Israels gegen „militärische Strukturen“ kamen laut der Nachrichtenagentur Wafa 17 Menschen ums Leben, darunter eine schwangere Frau. Eine Überprüfung der Angaben ist nicht möglich.

Human Rights Watch beschuldigt Israel, Zwangsvertreibungen und andere Übergriffe in den Pufferzonen zu Syrien und auf den besetzten Golanhöhen durchgeführt zu haben. So seien Häuser beschlagnahmt und zerstört worden, Bewohner daran gehindert, ihr Land zu betreten und ihrer Lebensgrundlage nachzugehen, Zivilisten seien willkürlich festgenommen und nach Israel gebracht worden. Zwangsvertreibung sei ein Kriegsverbrechen.

Das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium hat bekannt gegeben, dass seit Kriegsbeginn mehr als 65.000 Palästinenser getötet worden seien.

Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan, die kürzlich Nahost besucht hatte: „Auch deshalb ist die Lage in Gaza so erschütternd, weil die dortige Hungersnot menschengemacht ist. In Gaza verhungern Menschen, obwohl sie die Hilfsgüter auf der anderen Seite des Zaunes sehen können. Und die Situation hat sich seit gestern noch mal verschärft“.


22. September 2025:

Bereits vergangenen Samstag berichtete das israelische Nachrichtenportal „ynet“ von schweren Bombardierungen und von einem „Ring aus Feuer“ in mehreren Teilen von Gaza-Stadt. Medizinische Kreise sprachen von von mindestens 56 getöteten Palästinensern, davon mindestens 31 in der Stadt Gaza. Es gab ca. 80 Schwerverletzte.

Auch am Sonntag setzte die Armee die schweren Bombardierungen von Gaza-Stadt fort. Bei nächtlichen Angriffen sollen 34 Menschen getötet worden sein, darunter Kinder. 14 Menschen seien bei einem Angriff auf einen Wohnblock gestorben, auch ein Sanitäter des Schifa-Krankenhauses, seine Frau wie auch die drei Kinder.

Wenige Stunden nach der Anerkennung eies Palästinenserstaats durch Kanada, Großbritannien und Australien sowie Portugal meldet sich Präsident Netanjahu zu Wort: „Ich habe eine klare Botschaft an die Staatsoberhäupter, die einen palästinensischen Staat nach dem schrecklichen Massaker vom 7. Oktober anerkennen. Sie belohnen Terrorismus. Und noch eine Botschaft für Sie: Es wird nie passieren.“ Die ultra-rechten Minister Ben-Gvir und Smotrich fordern die Annexion des Westjordanlands und die Zerschlagung der Palästinensischen Autonomiebehörde als Reaktion auf die Anerkennung. Oppositionsführer Jair Lapid kritisiert die Anerkennung als „diplomatische Katastrophe“.

Die von Netanjahus international höchst umstrittener Großoffensive vertriebenen Menschen sind vollkommem erschöpft, am Ende ihrer Kräfte und ohne Nahrung. Einen Leihwagen können sich nur wenige leisten. Daher ist von den Flüchtlingen nur mitzunehmen, was sie eigenhändig tragen können. Ihre größte Sorge ist, wo sie einen Platz finden sollen und ob sie je zurückkehren werden.


26. September 2025:

Präsident Trump hat Netanjahu untersagt, sich das Westjordanland einzuverleiben: „Ich werde es Israel nicht erlauben, das Westjordanland zu annektieren. Es reicht. Es ist Zeit, aufzuhören.“

Benjamin Netanjahu sprach heute vor den UN-Vollversammlung. Seine Rede ließ er vom Militär über Lautsprecherwagen in den Gaza-Streifen und in die Nähe palästinensischer Siedlungen übertragen, wie das Nachrichtenportal ynet berichtete. Die Geiseln würden nicht vergessen, den Völkermordvorwurf wies er zurück, Hunger gäbe es nicht, Israel würde reichlich Lebensmittel in den Gazastreifen hinein lassen, die aber von der Hamas gestohlen würden. Er beschuldigte nicht genannte „Staatenführer“, eher das Böse zu beschwichtigen als Israel zu unterstützen. Er würde es nicht zulassen, dass westliche Staaten ihm einen „Terrorstaat“ aufzwängen … Zahlreiche Deligierte verließen schon vor seiner Rede den Saal. Die Geiselfamilien warfen Netanjahu erneut vor, er würde die Verhandlungen untergraben und hätte jede Gelegenheit, die Geiseln nach Hause zu bringen, vertan.

Wegen der Intensivierung der Kämpfe und des damit verbundenen Sicherheitsverlustes setzte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) ihre medizinische Arbeit in Gaza-Stadt aus. Die Armee hätte ihre Einrichtungen eingekreist, Bombardierungen fänden inzwischen ganz in der Nähe statt. In großer Gefahr seien nun Säuglinge, Alte, Verletzte oder Menschen mit lebensbedrohlichen Krankheiten. Es gäbe einen gravierenden Mangel an Personal, Versorgungsgütern und Treibstoff.

Nach palästinensischen Angaben wurden heute etwa 60 Palästinenser bei Angriffen der Armee ermordet – überwiegend in der Stadt Gaza. Laut medizinischen Kreisen seien 12 Menschen beim Anstehen auf Hilfsgüter getötet worden, zehn davon durch Schüsse israelischer Soldaten, darunter zwei Minderjährige. 18 Personen wurden verletzt.


9. Oktober 2025:

Am 26. September verteidigte Präsident Netanjahu vor der UN-Vollversammlung seinen Gaza-Feldzug: Er müsse den Kampf gegen die Hamas zu Ende führen. Als schändlich benannte er die Initiative vieler westlicher Länder, Palästina als Staat anzuerkennen. Die Ermordung von Juden würde sich auszahlen, meint er. Es gäbe keinen Genozid, die Menschen würden hungern, weil die Hamas ihnen das Essen stiehlt. Zu Trumps 21-Punkte-Friedensplan äußerte er sich nicht. Etliche Delegierte verließen bereits vor seiner Rede demonstrativ den Saal.
Währenddessen protestieren hunderte New Yorker Juden gegen Netanjahu, er würde Völkermord begehen. Seine Metzelei produziere Hunger, er sei ein Kriegsverbrecher und müsse gestoppt werden, so Anne Witheman, eine der Demonstrant:innen.

29. September: Während der Friedensbemühungen lässt Netanjahu weiterhin seine Armee im Gazastreifen wüten. Medizinische Kreise melden 33 tote Palästinenser, davon seien alleine in Gaza Stadt 24 Menschen ums Leben gebracht worden.
Netanjahu soll inzwischen Trumps Friedensplan zugestimmt haben, den auch die israelischen Oppositionspolitiker Benny Gatz und Jair Lapid unterstützen.

Am 1. Oktober stellt das Rote Kreuz seine Arbeit wegen der fortgesetzten Angriffe von Israels Armee ein. Verteidigungsminister Katz gibt eine „letzte Warnung“ an jene Palästinenser aus, die noch in Gaza Stadt verblieben sind. Es handelt sich dabei um mehr als 100.000 Menschen, die unter „erschreckenden humanitären Bedingungen“ dort ausharren.

Am 5. Oktober verspricht Trump eine sofortige Waffenruhe, wenn die Hamas „einer bestimmten Rückzuglinie“ im Küstenstreifen für die israelische Armee zustimmt. Diese Linie war im 21-Punkte-Friedensplan noch nicht benannt worden. Es soll dann der Austausch von Geiseln und Gefangenen erfolgen – die Voraussetzung für die nächsten Phase des Rückzugs. Offen ist, wie sich die Entwaffnung der Hamas gestaltet.
Wie eine israelische Regierungssprecherin sagte, soll es eine Waffenruhe mit dem Beginn der Verhandlungen nicht geben. So berichten Augenzeugen, dass die Armee die Luftangriffe auf Gaza-Stadt verstärkt hat und weiterhin Wohnhäuser zerstört.

Heute, am 9. Oktober 2025 gelingt der Durchbruch bei den Friedensverhandlungen in Ägypten und die Hamas verkündet die Einigung mit Israel. Diese umfasst die Freilassung aller lebender Geiseln noch an diesem Samstag und dass Israel seine Truppen auf eine vereinbarte Linie aus 70 % des Gazastreifens zurückzieht. Auch muss Israel ca. 2.000 Gefangene Palästinenser freilassen, wovon 250 lebenslange Freiheitsstrafen verbüßen.
Noch während der Bekanntgabe der Einigung auf den Waffenruheplan führte Israel mehrere „intensive“ Luftangriffe auf die Stadt Gaza aus.
Laut dem UN-Nothilfebüro OCHA stehen in der Nähe des Gazastreifens 170.000 Hilfsgüter bereit. Seit dem Beginn des Krieges im Oktober 2023 hätten die israelischen Behörden 45 Prozent der angemeldeten Hilfskonvois entweder nicht genehmigt oder behindert.
Der Gaza-Feldzug kostete etwa 70.000 Menschen das Leben – überwiegend Frauen, Kinder, Alte und Kranke!


15. Oktober 2025:

Am 11. Oktober schweigen in Gaza die Waffen, jedoch fliegt die israelische Luftwaffe Augenzeugenberichten nach mindestens 15 Angriffe im Libanon gegen Infrastruktur der Hisbollah. Tonnenweise Lebensmittel sind Richtung Gazastreifen unterwegs und sollen durch das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen an 145 Verteilungspunkten ausgegeben werden, genug, um die Bevölkerung für bis zu drei Monate zu versorgen.

Auf dem „Platz der Geiseln“ warten am 12. Oktober die Menschen in nahezu ausgelassener Stimmung auf die Rückkehr der Geiseln. Noch ist das genaue Datum nicht bekannt.
Laut Zivilschutz sind seit Beginn der Waffenruhe bereits Hunderttausende Palästinenser in den Norden des Gazastreifens zurückgekehrt. Die Verteilstellen der umstrittenen GHF sind abgebaut worden.
Netanjahu beschwört die nationale Einheit und warnt vor einer Neuformierung der Feinde Israels, doch werde mit der Freilassung der Geiseln „ein Weg des Aufbaus, ein Weg der Heilung und … der Vereinigung der Herzen“ stattfinden.

Der 13. Oktober ist der Tag der Übergabe der Geiseln. US-Präsident Donald Trump wird von Benjamin Netanjahu in der Knesset begrüßt. Sämtliche 20 überlebenden Geiseln sind dem israelischen Militär durch das Rote Kreuz übergeben worden. Trump markiert den Tag als Beginn einer „dauerhaften Harmonie“ für Israel und andere Länder, der Beginn eines neuen Nahen Ostens.

Eine Drohne tötet am 14. Oktober trotz Waffenruhe in Gaza Stadt drei Menschen, die sich laut Armee israelischen Stellungen genähert hätten. Die Übergabe der Leichen verstorbener Geiseln verzögert sich weiter. Nach Schätzungen müssen im Gazastreifen mehr als 55 Millionen Tonnen Schutt entsorgt werden.

Aus dem gleichen Grund wie gestern wurden am 15. Oktober zwei Menschen im Gazastreifen erschossen – sie hätten sich dem Militär genähert.
Noch immer ist die Situation der Palästinenser im Gazastreifen sehr besorgniserregend und die Hilfslieferungen erreichen sie nur in beschränktem Umfang.