Im hiesigen Wald, den bereits die Römer zu fürchten lernten, mussten zahlreiche Menschen ihr Leben lassen. Für einige wenige von Ihnen wurden Gedenksteine oder -kreuze aufgestellt, so dass sie nicht in Vergessenheit gerieten. Besonders grausame Schicksale erlitten die weiblichen Mordopfer.
Etmund Kever
„Anno 1802 den 7. Mais ist der ehrsame Bürger Etmund Kever aus Raeren iammerlich umgebracht wurden. R.I.P.“
Etmund Kever, ein Bäcker und Fuhrmann aus Raeren, wurde am 7.5.1802 am Großen Landwehrring auf Höhe der Zyklopensteine nahe einem alten Karrenweg zwischen Aachen und Raeren erschlagen aufgefunden, nachdem Pferd und Karren alleine nach Hause gekommen waren. Trotz intensiver Suche konnte sein Mörder nie gefasst werden [+50.720131, +6.095044]. [1]
Laura Klinkenberg
„Betet für die Seele der hier am 14.5.08 ermordet aufgefundenen Laura Klinkenberg aus Walhorn, 16 Jahre alt“
Der von einem Unbekannten mit roher Gewalt beschädigte Gedenkstein befindet sich am Brückchenweg unweit der Monschauer Straße in Aachen [+50.741641, +6.107188]. Er soll an die Ermordung der 16-jährigen, bildschönen Laura Klinkenberg aus Rabotrath bei Walhorn erinnern, die hier im Wald ermordet aufgefunden wurde. Sie war am 30. April 1908 mit der Kleinbahn nach Aachen zum Zahnarzt gefahren und abends nicht zurückgekehrt. Einige Tage später beginnen die Nachforschungen. Am 14. Mai findet ein Waldarbeiter die völlig entstellte Leiche des Mädchens, dass selbst der Bruder seine Schwester nicht mehr erkennen konnte. Neben ihr lag die Tatwaffe, ein blutverklebter Stein. Offenbar hatte sich das Mädchen mit aller Kraft gegen ihren Mörder gewehrt.
Der freundlich auf sie einredende Mann, in dessen Begleitung sie Zeugen in Aachen an der Haltestelle Krugenofen gesehen hatten, konnte trotz ausgesetzter Belohnung nicht identifiziert werden. Völlig überraschend gestand acht Monate später der Häftling August Cherié aus der Haftanstalt im niederländischen Haarlem die Tat, verstarb aber vor seiner Auslieferung im April 1910 im Gefängnis. [2]
Elisabeth Schmitz
Elisabeth Schmitz aus Aachen (26 Jahre) und ihr Begleiter Friedrich Korflür aus Bonn (29 Jahre) stiegen am 16. September 1919 streitend an der Haltestelle Waldschenke aus der Kleinbahn und bogen zeternd in den Hohlweg, der hinauf zum Karlshöher Hochweg führt. Unvermittelt zog Korflür ein am Morgen erst gekauftes Messer aus der Tasche und stach heftig auf die junge Frau ein. Von den 70 Messerstichen, die er ihr beibrachte, war erst der letzte Schnitt durch die Kehle tödlich. Als Grund hatte er Eifersucht angegeben [+50.746293, +6.060140]. [3]
Johann Greber
„Mein Jesus Barmherzigkeit
Betet für die Seelenruhe des hier ermordeten Johann Creber
geb. 4.11.1882
gest. 21.4.1922″
Das Gedenkkreuz steht am Revierweg zwischen der Kreuzung Merlepützweg und Schmalzloch [+50.730334, +6.064334]. Johann Greber aus Hauset, Zolldeklarant am Bahnhof Ronheide im besetzten Aachen, wurde mit einer hinterrücks zugefügten Schusswunde im Kopf tot aufgefunden. Die Ermittlungen ergaben, dass der Ermordete eine größere Summe Geldes dabei gehabt haben müsste, jedoch war nichts davon zu finden gewesen. Auch die Suche in der Umgebung mit einem Polizeihund brachte die Beamten nicht weiter. Der Regierungspräsident setzte für die Ergreifung des Täters 10.000 Mark aus. [4]
Pierre Roiseux
„Erinnerung an unseren sehr geliebten Sohn Pierre Roiseux, geboren in Assenois Lavaux, Place de Luxembourg am 22.1.1924, Kriegsfreiwilliger im 6. Schützenbataillon, an diesem Ort gestorben im Kommandodienst am 25.12.1944. Passant erinnern Dich. Er war zwanzig Jahre alt. Er gab seine Jugend und sein Leben für die heilige Sache, der er dienen wollte. Schenk ihm einen frommen Gedanken. Seine untröstlichen Eltern“
Der Gedenkstein steht etwas zurückgesetzt an der Kreuzung Route des Trois Bornes und Dreiländerweg, B-4851 Gemmenich (Plombières) [+50.753444, +6.021396]. Der junge Soldat wurde am ersten Weihnachtsfeiertag 1944 getötet, obwohl nach der Kapitulation der Wehrmacht in Aachen am 21. Oktober des gleichen Jahres bereits Frieden herrschte und der Krieg weit weg zu sein schien. [5]
Jozef Saive
„In der Erfüllung seiner Pflicht für Königin und Vaterland fiel hier am 20. März 1945
Jeu Saive
* 23. April 1924″
„Jesus + Maria + Josef + Martinus
Zum frommen Gedächnis an
Jozef Saive
geboren in Vijlen am 23. April 1924 und starb an der Grenze zwischen Vaals und Gemmenich als Opfer seiner Pflicht am 20. März 1945, versehen mit den Sterbesakramenten.
Gesegnet ist der Diener, den der Herr wach vorfindet, wenn er kommt; er wird ihn zum Herrscher über alle seine Güter machen. (Luc. XII)
Jozef war ein fröhlicher Junge, der das Leben sowohl fröhlich als auch ernst nahm. Er erfüllte seine Pflichten so, wie sie ihm auferlegt wurden, und genau diese genaue Erfüllung seiner Pflichten kostete ihm ein junges, jugendliches und kraftvolles Leben. Aufgrund seines guten und fröhlichen Wesens war er der Sonnenschein der Familie und ein beliebter Mensch unter seinen Freunden. Liebe Eltern, Brüder und Schwestern, ich weiß, dass mein Tod ein schwerer Schlag für Sie ist, insbesondere weil der Herr es anders beabsichtigt hat, als wir gedacht hatten. Möge es Ihr Trost sein, dass wir in Liebe zusammenlebten. Auch wenn mein Leben viel versprochen hat, kann mir niemand ein besseres Leben geben als das ewige Leben mit Gott. Hier warte ich ungeduldig auf Dich, denn ich bin glücklich.
Liebe Freunde, wir haben viel Freude zusammen gehabt. Plötzlich und nie hätte ich gedacht, dass ich aus eurer Mitte weggenommen würde. Lass Dein Leben tugendhaft sein, aber vergiss den Tod nicht, denn er kommt tückisch und sicher. Lasst unsere Freundschaft in Euren Gebeten in Erinnerung weiterleben. Empfangt alle meine letzten Grüße.
Mein Jesus, Barmherzigkeit“
Die Gedenkstätte befindet sich am Hoogweg, B-4851 Gemmenich (Plombières) [+50.753034, +5.993454]. Jeu Saive war niederländischer Grenzsoldat an dem Grenzposten Wolfhaag zwischen Vaals und Gemmenich. Auf einem Patroulliengang am 20. März 1945 nachmittags zwischen fünf und sechs Uhr zum Grenzstein Nr. 4 wollte er auch seine Freundin Tiny treffen. Noch während er mit ihr redete, fielen ihm mehrere Gestalten in Fallschirmjäger-Overalls auf. Er bat das Mädchen, sie solle schnell Hilfe holen, als auch schon Schüsse fielen. Saive schoss zurück, wurde aber dreimal getroffen. Abends um neun Uhr verstarb er im Grenzbüro. Unglücklicherweise war er dem Werwolf-Kommandotrupp begegnet, der zur Tötung des Aachener Oberbürgermeisters Franz Oppenhoff bei Gemmenich mit dem Fallschirm abgesprungen war.
Aachens Bürgermeister Franz Oppenhoff wurde am 25.3.1945 vor seinem Haus von dem gleichen Werwolf-Kommando erschossen. [6]
Horst Klinger
Der 14-jährige Horst Klinger wurde am 27. Dezember 1947 vom Grenzübergang Bildchen her mit dem Fahrrad kommend auf Höhe des ehemaligen Waldschlösschen von einem Zöllner durch Kopfschuss getötet. Man fand bei ihm ein Päckchen Kaffee von 250 Gramm sowie ein Päckchen Backpulver. Angeblich hatte der Zöllner auf das Rad gezielt und entging so seiner Verurteilung [+50.739811, +6.058005]. [7]
Das 1902 fertiggestellte, oberhalb des Entenpfuhls gelegene Waldschlösschen. Aufnahme um 1905 (Sammlung Franz Erb, gemeinfrei)
Anna Gertrud Mommertz
Am 30. April 1909 wurde die 54-jährige Witwe Anna Gertrud Mommertz vergewaltigt und mit durchschnittener Kehle, mit Reisig zugedeckt, im Atscher Wald gefunden. Sie war wie jeden Mittag mit ihrer Schubkarre von Verlautenheide nach Atsch unterwegs gewesen, um Arbeitern ein warmes Mittagessen zu bringen, als sie auf ihrer üblichen Strecke überfallen wurde. Trotz einer hohen Belohnung konnte von mehreren Verdächtigen keiner dieses Mordes überführt werden. [8]
Maria Sturm
Die Försterfamilie Sturm bewohnte am Ortsausgang von Aachen-Eilendorf das Forsthaus. Die 20-jährige Tochter Maria ging öfter – wie auch am 13. Februar 1863 – zu Fuß zu Freundinnen durch den Wald nach Stolberg-Buschmühle, um dort gemeinsam Kleidung und Utensilien zu nähen. Sie kehrte an diesem Abend nicht nach Hause zurück. Ihre Leiche fand man im Wald. Sie war Opfer eines Sexualtäters geworden. Der Mord wurde nicht aufgeklärt. [9]
Gerard Bart und Lambert Fischer
Am Linzenshäuschen [+50.737976, +6.090567], einem der vorgeschobenen Wachtürme der Stadt Aachen, führten mehrere Karrenwege vorbei für die Wegezoll erhoben wurde. 1689 geraten hier zwei Fuhrleute in Streit, wobei der Knecht Gerard Bart, einer der beiden Kaufleute, mit einem Beil erschlug.
Der für das Einkassieren des Wegezolls zuständige Lambert Fischer wurde am 5. Dezember 1833 am Linzenshäuschen brutal überfallen, ermordet und ausgeraubt. [10]
Quellen:
[1] brf.be/
[2] Viktor Gielen, Zwischen Aachener Wald und Münsterwald
[3] geocaching.com/
[4] Ludwina Forst, Der Mordfall Johann Greber – Tätersuche im besetzten Aachen 1922
[5] bel-memorial.org/cities_liege_2/gemmenich/gemmenich_mon_roiseux.htm
[6] wo2slachtoffers.nl/
[7] geocaching.com/
[8] geocaching.com/
[9] denkmalplatz.de/
[10] geocaching.com/